Rassegeflügelzucht ist Tierschutz

Norbert Leicher, Obmann für Tier- und Artenschutz
Landesverband der Rheinland-Pfälzischen Rassegeflügelzüchter

In unserer Zeit, in der die Rentabilität wichtiger ist als die Ethik, wird der Umgang mit Tieren für uns Menschen zu einem Luxus. Diesen Luxus können wir heute noch gar nicht richtig einschätzen. Das Frühstücksei kommt aus dem Supermarkt und das halbe Hähnchen vom Grill oder die Chicken-Nuggets aus der Tüte.

Unsere Gesetzgebung macht einen deutlichen Unterschied zwischen Wirtschafts-Tierzucht und allen anderen Formen der Tierzucht. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gilt das Tierschutzgesetz nicht: so wandern die Brüder aller Legehennen-Küken direkt nach dem Schlupf in den Tod, weil ihre Aufzucht unrentabel ist. Die Masthähnchenküken sehen einem schnellen Wachstum entgegen. Oder einem langsamen Siechtum? Sie schlüpfen mit 35 Gramm Schlupfgewicht. In 6 bis 8 Wochen haben sie 1,6 kg Lebendgewicht erreicht. Anders gesagt sind das 1kg geschlachtet und tiefgefroren. Welcher Organismus hält dem stand?

Eine sinnvolle Alternative bietet die Rassegeflügelzucht. Bundesweit halten und züchten über 300.000 Menschen mehr als 170 verschiedene Rassen. Hühner, Tauben, Enten, Gänse und Puten in unterschiedlichen Farben und Formen bieten ein abwechslungsreiches Bild. Diese vielen Rassen zeigen die Anpassung der Spezies an die jeweiligen Umweltbedingungen. So unterschiedlich unsere gefiederten Freunde auch aussehen, wecken sie bei ihren Betreuern ein Verständnis für natürliche Abläufe und schenken viel Freude.

Rassehühner finden immer mehr Anklang auch bei kleinen Hühnerhaltungen zur Deckung des Eigenbedarfes. Der interessierte Hühnerhalter kann wählen, ob er ein eher ruhiges, dafür etwas schwereres Huhn bevorzugt, oder lieber ein leichtes, das dafür ein paar Eier mehr legt. Es gibt Große und Zwerg-Formen, für jeden ist etwas dabei. Na, wie wär’s mit einem Versuch?

Für eine vierköpfige Familie genügen drei bis vier Hennen. Ein Hahn darf auch dabei sein, wenn die Nachbarschaft durch sein Krähen nicht gestört wird. Diese Hühnerschar braucht einen wetterfesten Stall von ca. 4 Quadratmetern, mehr schadet nicht. Der Auslauf für die Herde soll insgesamt 10 Quadratmeter je Henne messen. Zwerghühner geben sich je nach Rasse mit der Hälfte des Platzes zufrieden. Dieser Auslauf wird unterteilt und abwechselnd den Hühnern zugewiesen. Damit sorgen Sie für eine gleichmäßige Nutzung des Bewuchses. Gutes Hühnermischfutter gibt es im Futtermittelhandel, Weizen und Gerste kaufen Sie beim Bauern.

Junghennen fangen je nach Rasse mit 20 bis 26 Wochen mit dem Legen an. Dann sind von 4 Hennen täglich 2-3 Eier zu erwarten. Mit etwas Glück bleibt im nächsten Frühsommer eine Henne dauernd auf dem Nest. Ihre Brutlust ist erwacht, sie „gluckt“. Wer möchte, gibt ihr 10 bis 12 Eier unter. Nach 21 Tagen Brutzeit schlüpfen dann die Küken. Die Entwicklung der kleinen Herde ist deutlich zu beobachten. Gerade Kinder erleben hier einen natürlichen, zeitgebundenen Vorgang hautnah.

Fotos: N. Leicher, Buch

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