Eine Aufhebung der Impfpflicht gegen die Blauzungenkrankheit, wie sie derzeit auf Bundesebene erwogen wird, hält der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz für unverantwortlich.
Nachdem im Jahre 2007 in Rheinland- Pfalz über 1.000 Rinder* und fast 4.000 Schafe* an der gefährlichen Virusseuche verendet und darüber hinaus viele tausend Tiere erkrankt sind, hat die Pflichtimpfung im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Rückgang und in diesem Jahr zu einem fast völligen Versiegen des Seuchengeschehens geführt.
Dennoch zeichnet sich inzwischen ab, dass eine Mehrheit der Bundesländer von der Pflichtimpfung zu einer freiwilligen Impfung umschwenken möchte, eine entsprechende Änderung der BT (Blue tongue) – Verordnung wird gerade vorbereitet. Der Tierschutzbeirat vermutet, dass einige Länder damit politischem Ärger mit Impfgegnern aus dem Weg gehen wollen, und begrüßt, dass sich Rheinland-Pfalz aus guten Gründen für eine Beibehaltung der derzeitigen Rechtslage ausgesprochen hat.
Nach Einschätzung von Dr. Helmut Stadtfeld, Tierarzt und Vorsitzender des Tierschutzbeirates, besteht eine realistische Chance, durch flächendeckende Impfung den Erreger in den nächsten Jahren vollständig auszurotten. Dazu sei es aber erforderlich, dass nahezu 100 % der empfänglichen Haustiere immunisiert seien, eine Quote, die man nur mit gesetzlich vorgeschriebener Impfung erreichen könne. Dagegen werde es nach Wegfall der Impfpflicht mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Aufflackern des Seuchengeschehens kommen, verbunden mit unsäglichem Leiden für die betroffenen Tiere und erheblichen wirtschaftlichen Verlusten für die Tierhalter infolge von Tierverlusten bzw. dauerhaften Schädigungen überlebender Tiere.
Die Blauzungenkrankheit galt in früheren Jahren als Seuche der warmen Klimazonen, trat aber im Jahre 2006 erstmals auch in Mitteleuropa auf. Das Virus wird durch blutsaugende Mücken aus der Familie der Gnitzen übertragen und führt bei den betroffenen Tieren, insbesondere bei Schafen, zu schwersten Entzündungen der Kopfschleimhäute und des Klauensaums sowie zu Früh- und Fehlgeburten. Neben Rindern, Schafen und Ziegen können Wildwiederkäuer und Kamele an BT erkranken.
* die Zahl der Todesfälle liegt bundesweit in einer 10fach höheren Größenordnung